Sonntag, April 30, 2006 


an all to ordinary story

samstagabende sind nicht mehr das, was sie mal waren. die kiste bier auf dem rücksitz ist nicht mehr das, was sie mal war. das limericks in pb ist bei weitem nicht mehr das, was es mal war. und auch dunkles Guiness und regennasse strassen sind nicht mehr das, was sie mal vorgaben zu sein. und auch leute sind nicht mehr das, was sie mal waren. menschen verändern sich, und bleiben doch die gleichen.

das einzige, was wie immer ist, ist diese müdigkeit, bei der man angst haben muss dass der kopf hinter die senkrechte rutscht. dinge, die waren. dinge, die sind und dinge die sein werden. und man fühlt die oberflächlichkeit aufsteigen, ein hoch auf die intoleranz, am besten so hoch, dass niemand mehr dran kommt. die augen schmerzen, man fühlt sich so unglaublich alt, man möchte nur noch schlafen. seine hand liegt einen moment zu lang auf meinem arm, seine finger streichen einen moment zu lang über meinen rücken, seine lippen pusten einen moment zu lang die haare aus meinem gesicht. und es sind genau diese kurzen, aber doch zu langen momente, die zeigen, wie belanglos und oberflächlich gedanken werden, wenn man ihnen keinen nährboden gibt. gedanken, die schlafen anstatt zu tanzen. gedanken, die aufgehört haben zu sein. gedanken, tot wie die musik in mein ohren. und du fühlst, wie du innerlich am sinn verbrennst.

Und es zieht mich zurück an den ort, zurück nach hause und im schatten der nacht sehe ich dich – warum auch immer - auf der kühltruhe sitzen, grinsend, den schlüssel wie eine trophäe in der hand. nur kurz denke ich sehnsüchtig an die 4-käse-pizza im kühlfach, entscheide mich eine nanosekunde zu früh dagegen und lasse zu, wie du den schlüssel in schiffe-versenken-manier verschwinden lässt. das wars mit der pizza, morgen gibt’s wieder nudeln. die braucht man nicht tiefkühlen.



Sonntag, April 23, 2006 


someday

sie stehen vor dir, so erwachsen irgendwie, grinsen zu dir runter und hauen dir sowas ins gesicht. zwei von dem damaligen "wir" und drei andere durchaus musikalisch begabte junge menschen auf einer grossen bühne mit viel zu wenig publikum. und der ganze rest? jubelnd davor. und es fühlt sich an, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als dort oben zu stehen und zu rocken. und zumindest einem von den zweien sieht man deutlich an, dass er darum kämpfen wird, dass seine musik sein leben bestimmen kann. hoffe ich zumindest. denn für mich ist und bleibt er ein gott der tasten. und der saiten. und es werden zeiten kommen - eines fernen tages - an denen nicht mehr pubertierende, pickelige möchte-gern-jungs wie grup tekan oder fratzen wie tobias regner durchs fernsehn tingeln und menschenmassen und massenmenschen begeistern, sondern autentische, aufrichtige musik wieder berührt und geschätzt wird. naiv ? vielleicht. aber an irgendwas muss man ja glauben.

dann gestern noch im suff band gegründet und ne irgenswie nie wirklich beendete affäre wieder getroffen. netter abend mit hohem wiederholungsmöglichkeitsfaktor, junge. echt jetz.



Donnerstag, April 20, 2006 


da ist man mal ein paar tage nich täglich im bloggerdorf unterwegs, und schon ziehen se alle irgendswie um, aus oder kommen gar nicht mehr wieder. leute, was istn hier los?



Sonntag, April 09, 2006 


the more we fly, the more we climb


Und wie es sich für einen gewissenhaften und überzeugenden clown gehört, balanciere ich auf einem seil, übe mich seit stunden in hochseilakrobatik. ein seil geknüpft aus erfahrung, gewohnheit und erwartungsangst.
rufe und schreie aus den zuschauerreihen werden laut, jemand hat sich einen einzeiler von kettcar geklaut. ich bitte Sie, meine damen und herren, bei 4 am boden? wir waren so tough, damals, wir hatten gar keinen boden. und schon gar kein doppeltes netz. schade eigentlich. denn dann wäre ich jetzt nicht hier. hier oben auf meiner wäscheleine. denn heute, ja heute ist alles anders. und doch ist es wie immer. bei 4 am boden. sie alle warten darauf, dass ich wie ein vollidiot in den staub der arena fliege und mir das genick breche. sie wollen gaffen, ausschlachten, vernichten. unterhalten werden. ihre augen blitzen und strahlen. kriege ich zum glück nicht mit, meine sonnenbrille verhindert jeglichen lichtkontakt zu meiner netzhaut. ein dunkler film aus benommenheit und angst liegt seit stunden auf meinen augen.

sie werden nervös, süchtig nach action wie nutten auf koks. action!
ACTION ? falsche adresse, junge. seit stunden habe ich mich nicht mehr bewegt, stehe auf einem winzigen absicherungspfosten in der mitte des seils und starre nach oben. solange ich die ferne blicke, kann mir nichts passieren. solang ich hoch gucke, muss ich nicht nach vorn gucken. gut, ich bewege mich dementsprechend langsam fort, aber das ist zweitrangig. ach ja? Ist es das? don't piss down my back and tell me it's raining, baby.

ich stehe auf dem pfosten, und bin mir meiner sache nur noch relativ sicher. ich weiss nicht, wie lange ich hier noch wie festgewachsen stehen kann bis entweder der morsche pfahl unter mir nachgibt und wie ein strohhalm zur seite wegknickt oder wie lange sich die geifernde masse noch auf ihren billigen plätzen hält. wie lange es dauert, bis sich mein gleichgewicht verabschiedet. ich habe angst sie zu verlieren, die kontrolle die ich nie hatte. die pfiffe werden lauter, ich richte meinen blick vorsichtig auf das, was vor mir liegt. ein fallschirm wäre jetzt toll. wie weit sich selbst aufgeben für ein ziel mit nur eventuellem traumpotenzial? wohin den nächsten fuss setzen? das gefühl, ich trete ins nichts. ich ziehe meine sonnenbrille. ohne licht ist schon irgendwie scheisse. vor allem wenn man sich auf einem dünnen seil befindet, gespannt zwischen halbvollen und halbleeren gläsern.


ich blicke starr geradeaus, nach vorne.
das seil ist weg. DAS SEIL IST WEG ? ich sehe nichts. herzklopfen, atemnot, herzrasen, schwindel. lets find out if heaven is a lie. die schweissdrüsen feuern mit kohle. das publikum fängt an zu sabbern. ich wanke und schwanke wie der king in seinen besten zeiten, fühle mich verarscht. so ganz ohne fallschirm. ich bleibe wankend auf meinen platz, mit tendenz zum nachvorne kippen. aber halt, NEIN, nicht nach vorne, denn zurück, nein dahin will ich nicht. never let me go. und einen schnellen schritt zurück? geht nicht. menschenmassen von grossen und kleinen massenmenschen kämpfen sich schon die leiter hoch. ich muss eine lücke im system finden, wie der typ von terminal, nur bei vollem bewusstsein. durch eine lücke im system schlüpfen, um aus der ganzen akrobatiknummer wieder heile rauszukommen.



Sonntag, April 02, 2006 


one night to speed up truth

und eines abends entdeckten wir es, das kleine wesen hoch oben unter der zimmerdecke. es hing irgendwo dort zwischen den dachbalken. zwischen den spinnweben. du hast seinen schatten als erstes gesehen, ich krallte es mir und habe es dir dann ausversehen ins gesicht ge-
schleudert. wochenlang schmerzte mein arm
von dieser bewegung, du selbst sagtest
keinen ton, dein blick richtete sich
auf das, was auf einmal greifbar zwischen
uns lag - dieses kleine dreckige ding mit
diesem seltsamen namen und dieser
wirklich lustig bescheuerten angewohnheit, schätze zu finden um sie gleich darauf wieder unauffindbar zu verstecken.
aber schon nach wenigen minuten wurde jede
berührung mit ihm unangenehm. es fing an zu
jucken und zu kratzen. kaum hielt ich es in meinen händen, bewegte sich seine glühende masse von hier nach dort, von rechts nach links und in manchen situationen auch wieder zurück. es brannte narben ins fleisch, ich war schockiert über seine gewalt und gab ihm einen tritt in die eier. sofern es denn welche hatte.

man sieht es nicht mehr oft, das kleine ding. ich weiss, dass es noch da ist und ich weiss auch, dass ich es nie loswerde, aber es tritt mir nur noch selten vor die augen. meistens dann, wenn ich glaube, ich könne die zeit behalten. wenn ich mir versuche einzureden, niemals zeit für etwas geopfert zu haben, dann krabbelt das kleine dreckige ding wieder für ein paar minuten aus seiner ritze hervor und jedes mal erahne ich unser blut an seinen kleinen dürren, sehnigen beinchen, erahne die blutigen fussabdrücke, die es auf der frisch gestrichenen wand hinterlässt - und schiebe sie gleich auf eine täuschung meiner netzhaut, hervorgerufen durch zuviel alkohol in meiner blutbahn. seine augen und ein trommelnder platzregen- sie sind das einzige, was sich dann nicht ignorieren lässt. es starrt mich mit kleinen zusammengekniffenen sabbernden augen an, während sich das wasser an der fensterscheibe sammelt. dort oben, zwischen den dachbalken, in den ritzen zwischen leben und tod, dort hängt und starrt es, tag für tag, dieses kleine dreckige fiese ding mit dem bekloppten namen „situationswahrheit“.

die fensterscheibe zittert und vibriert. sie windet sich unter der herunterstürzenden naturgewalt und es scheint, als wolle sie bersten und in tausend kleine splitter zerspringen. Ich verlasse den raum, schliesse die tür und kriege nicht mehr mit, ob sie standhält oder nachgibt und zerbricht.