Freitag, März 31, 2006 


down on the battlefield

5 minuten nur kurz vorm spiegel stehen, sich selbst zu seinem unglaublich guten geschmack gratulieren und die neugekaufte jacke bestaunen während die kinder in der küche mit kakao- und müsligeschützen den irakkrieg nachstellen, der 1-euro-jobber bösartige fisematenten im turnraum macht und fast alle anderen erzieherinnen am rumzicken irgendwo anders sind.



Donnerstag, März 30, 2006 


sense of elation


“ein instrumental von sweet home alabama? schlimmer kanns nicht kommen“, dachte ich und betrat das stickige dunkle turmgemach. „Wir wolln die tooske ficken, wir wollen die tooske ficken“ brüllten zwei loser am stehtisch neben mir und schwenkten fotos von bierbäuchigen metallern, die sich – soweit ich es erkennen konnte - unästhetisch auf tischen räkelten. ich wandte mich ab und kaum stand ich an der bar, trat ein bibabutzelmann auf mich zu. er schaute sich verstohlen nach allen seiten um, öffnete blitzschnell seinen mantel und raunte mir zu: „ej alde, sommersprossen wegmachen? oder vielleicht nen ddr bienchem stempel?“ stirnrunzeln meinerseits. er überlegte kurz, runzelte ebenfalls die augenbrauen, wisperte „sag mal klettergerüst“ und deutete mit versifften fingerkuppen auf irgendetwas hinter meinem rücken. und wieder wisperte er etwas, dass sich diesmal anhörte wie „geschichte des pimpen umschreiben“. weil ich nicht genau wusste, ob ich jenes szenario hinter meinem rücken überhaupt sehen wollte, gab ich nur böse laute von mir und warf einen schnellen blick auf die getränkekarte. „gloderne lut? Für 1,50? Ganz schön raue tsitten hier“ schmunzelte ich. „Ich geh aufs klo. Aufs diddl klo“ raunte in dem moment der bibabutzelmann. „aber vorher möchte ich noch eines wissen: hast du ihm in die eier getreten?“ „hä? wem?“ und mit reudigem blick antwortete er: “ liebe frau anja, ich bitte vielmals um entschuldigung dass ich gestern nicht geantwortet habe“.
ich versuchte erst gar nicht, jene worte zu verstehen und nur sekunden später stand auf einmal der tankward hinter mir und machte mich auf seine originellen trennwände, verschmiert bis dorthinaus mit eins a lyrics von finger in der luft nein ich meine in der nase, aufmerksam. um containance zu bewahren, senkte ich meinen blick, flatterte mit meinen haaren, dachte ' tobias regner nein ich meine grup tekkan?' und flötete: " mein herr, wussten sie schon? kettcar rocken paderborn, und zwar am 8.6.2006! “


manchen leuten sollten man das internet verwehren. oder zumindest google.
aber bis das durch ist freue ich mich weiterhin über die idioten leute, die anscheinend dankbar denken: " oh edelste, du pimpst meine langeweile!"



Donnerstag, März 23, 2006 


money left to burn

die hinterrücksgeplante miteidstour, vorgetäuschtes wahrheitsinteresse, respekteinflössende angstzustände, heimtückisch-banales affentheater, dreiste bequemlichkeit, lächerliches gegen-einander-ausspielen-wollen, mücken zu prinzipien erheben, parallel dazu erwartungen in millionenhöhe und erforderte zusammenarbeit im einzelgang. und die, die es wissen behalten's für sich.

das ist irgendwie schade. oder auch nicht. aber auf jeden fall recht interessant, dieser erzieherinnen-zickenterror. ich selbst war gestern noch applaudierender kritischer zuschauer - und habe heute bereits eine feste rolle fürs tragödische kabarett der frustrierten an der backe. warum ich? weil ich freiwillig spüle.

ihr könnt mir erzählen was ihr wollt, irgendwas läuft hier verkehrt.





ach ja:
und hier noch was über rasierte hasenärsche, inzüchtiges rumgepoppe und sprechende hähne.



Freitag, März 17, 2006 


i want it all. i want it now.


Kind 1: guck ma, der bagger hat hunger.
der isst das ganze haus auf.

Kind 2: und wieso spukt der alles auf den boden?

Kind 3: bestimmt weil dem seine mama
scheisse gekocht hat.






Man fühlt sich einfach nicht mehr wohl, die ungezwungene atmosphäre ist irgendwie dahin, und auf einmal bemerkt man die löcher in der hauswand. der patchworkteppich hat seltsame flecken, und die decke – ja die decke ist im grunde auch viel zu weit oben. die einrichtung passt nicht zum lebensstil, der wandanstrich ist zu glatt, die stühle wackeln und das sofa quietscht erbarmungslos. die damals exklusiven lampenschirme wirken billig und verramscht, originelle stuckmotive an den wänden ziehen nur noch spinnen an und die schwungvolle trennwand wirkt einschüchternd und abweisend. man verliert sich in unpässlichkeiten, kleinigkeiten reiben sich aneinander und aus mücken werden elefanten. das heer der mit
freu(n)den geleerten flaschen im keller wirkt längst nicht mehr beeindruckend, sondern fängt erbärmlich an zu müffeln und nervt im grunde nur noch tierisch. das licht verliert sich in schatten, die vorher geschätzte leichte brise, die jahrelang durch die undichten fenster schlüpfte, wird unter der grellen halogenlampe im hausflur zu einem wirbelnden hurricane – er wirbelt den staub auf, die mücken hin und her und dich lässt er frösteln.

es wurde mit freuden und in begleitung von gelächter und bunten stimmen gezimmert, das selbstentworfene kleine haus, das man nach monatelanger harter arbeit stolz sein eigen nennen durfte. stein auf stein, stein auf stein, das richtfest war grandios. den sinn und zweck einen hauses hatte man ebenfals voll getroffen – man fühlte sich wohl, wollte bleiben, konnte sich zurückziehen, besucher und mitgebrachtes bier waren stets willkommen. Wurde, durfte, hatte, fühlte, wollte, konnte, waren. Gestern. Vorgestern. Vor langer zeit. Das Gestern ist vorbei, keine Chance es zurückzuholen. Stumm betrachtet man den Verfall in seinem Kopf. Welten kollidieren.

Und irgendwann wird man lächelnd an den ort zurückkehren, zurück in sein schickes kleines geliebtes haus, das in den verschwimmenden erinnerungen seltsame grau-weisse farben angenommen hat. denn abreissen? nein, abreissen wird man es nicht. es kann immer mal passieren, dass man sich im laufe der jahre dorthin zurückverirrt, und froh ist über einen tapetenwechsel.




abreissen?
es werden schon genug häuser abgerissen. häuser aus einer anderen dimension, aus einer anderen zeit, häuser voller erinnerungen in schwarz-weiss.





Man füttert ein letztes mal die gelangweilten, wie bestellt-und-nicht-abgeholt-wirkenden elefanten in der küche und beobachtet mit ihnen für ein paar minuten den verrostungs-ablauf des haustürschlüssels in der wasserlache neben der waschmaschine.

Man geht. der sturm und ein alter, weiser mann stärken den rücken.

Und das haus wird zu einer baustelle, keine grosse, eher eine unscheinbare kleine baustelle ohne absperrgitter, ohne herumstehende arbeitsgeräte, ohne schlafende bauarbeiter und ohne hinweisschilder. doch das geübte auge sieht alles. und es weiss, es sollte verschwinden. rennen, bevor ihm ein ziegelstein auf den kopf fällt. ein ziegelstein von hoch oben, geprägt mit dem muster vom verfall der zeit.



Dienstag, März 14, 2006 


Asphyxiated

es gibt momente im leben, da denkt man,
nein. man denkt noch nicht einmal, man weiss es. ein bier für den herrn mit den schwarzen schuhen. die nächste runde geht auf mich! denn auch weiterhin werden sinnlosigkeiten mit wahnsinn assoziiert. der drummer bildet weiterhin das rhythmusgerüst, doch die perspektiven werden zu häufig gewechselt, gedankliche konstruktionen schwanken. zum glück bleibt der wind. und dann? dann wieder nur die halbe wahrheit, kind. und ich denke, es ist immer noch ziemlich kalt in alaska.

du wirst es vielleicht zerquetschen und begraben, ganz ausversehen, aber erdrosseln? nein, erdrosseln wirst du es nicht. deine glasigen worte zerplatzen an mir wie seifenblasen, ihre schillernden scherben knistern lustig unter meinen schuhen. ein haufen schrott. nicht das, was du sagst. das, was du tust. du zerstörst brücken, die nicht für dich gebaut wurden. vernichtest welten, die nicht für dich erschaffen wurden.

was? der himmel brennt?

aber bestimmt nicht für dich. er wird niemals für dich brennen, mein liebes kind. niemals. das einzige was brennen wird? die frage ist nicht allzu schwer zu beantworten.



Sonntag, März 12, 2006 


rYse

in arnsberg-sundern, da gibts ne band, da heissen se fast alle philipp. um verwechslungskomplikationen vorzubeugen, haben sie sich ganz tolle künstlernamen ausgedacht: philmann, philmensch, philkerl und philtyp. einen von denen kannte ich mal ein ganz keines bisschen, damals so kurz nach dem krieg .


ganz lässiger sonntag, heute.



Samstag, März 11, 2006 


songs you cannot hear

klopf klopf. knock on wood. und gleich nocheinmal. klopf klopf.
die hymne des lebens poltert durch die blutbahn, inszeniert durch einen chor von hunderttausend narren. hey ho, bitte ein zeichen, professor. doch bitte nicht zurück in den alten wahnsinn. und wenn er noch so bequem war. ich brauche einen neuen. einen neuen wahnsinn. einen, der noch besser passt, sich noch besser anschmiegt und noch weniger ziept als der alte. dazu eine passende neue maske, die jetzige ist abgenutzt und hat bereits feine unscheinbare löcher. und einen neuen schal.
i realise my own sacrifice. die wahrheit ist nicht schön. durch zufall reingerutscht, man fühlt und bleibt, mit der zeit wird man verflochten. eskapaden tanzen ringelreihen mit einem knallroten fussball in knöcheltiefem schnee, doch sie bleiben für immer figuren ohne feste form. ein sprung nach links, die wippe kippt. ein sprung nach rechts, die wippe kippt. und wenn sich ein gegengewicht fallen lässt, wird man in die luft katapultiert. was auch nicht unbedingt von vorteil sein kann. aber einfach nur stehenbleiben? wie langweilig. ohne wirklich argumente ernsthaft versuchen zu diskutieren? wie lächerlich. sich durch den tag schummeln? sancta simplicitas. dein pathos brächte mich zum schmunzeln. hätte ich mir das schmunzeln nur nicht gestern erst abgewöhnt. sobald der richter sitzt, wird das verborgene offenkundig, und nicht die kleinste wahrheit bleibt ungerächt. und wenn du erst verstanden hast, was in deinem eigenen kopf passiert, stellst du dich auch einer ganzen herde von fliehenden pferden. ob du sie alle aufhalten kannst, ist eine andere frage. flieh! auf! hinaus ins weite land. die welt ist aus ton, und es wird scherben geben. aber wen interessiert das heutzutage schon?


namenlose gesichter, gesichterlose namen. eine schnappsidee nimmt formen an und formen werden zu musik. den bolero mit dem faust zu kombinieren erscheint mir als nahezu schwerwiegend perfekte idee und zeugt von unglaublichem stil.

ach ja, frühling wäre langsam aber sicher auch nicht schlecht.



Donnerstag, März 09, 2006 


stuck in a moment

4 augen, 2 nasen und viele kleine weisse kinderzähne – zwei kleine gesichter keine 5mm von meinem gesicht entfernt. die dazugehörigen münder bewegen sich zu schnell und viel zu gleichzeitig auf und ab:

„es gibt echt eidechsen. und der pflanzenfresser, der schlagte immer so mit dem schwanz hin und her.“ „mein opa ist schon tot.“ „ich bin ein dinosaurier, ich frühstücke mit meinem füssen.“ „der hiess theo“. „ich bin ein langhalsfresser. mein lieblingsessen sind bäume und manchmal verschlucke ich auch gras und steine.“ „der hat sich an dornen gestochen und ist dann tot umgefallen.“ „der b. und die l. lassen mich nicht mitspielen...“ - der letzte ausruf galt einem jungen, knappe 4 jahre alt, tränenüberströmt, nun auch halb in meiner nase hängend.

„der s. ist auch 5 jahre. genau wie ich.“ „in der schwanzkeule sind ganz gefährliche knochen. weeeil die schlagten ja so damit immer.“ „anja, können mäuse schwimmen?“ „tote mäuse blubbern lustig wenn sie schwimmen“, erklärt der dinosaurier-junge, schreit im selben atemzug: „guck ma. mein schlüsselhänger sieht aus wie eine gefährliche schwanzkeule“ und schon klebt ein schlüsselanhänger an meiner backe. ein weiteres kind stolpert in mein blickfeld, ein kind mit sichtlich stolzem blick und einem saftig gelben etwas an dem finger, dass anscheinend aus den tiefen seiner nase stammt. im selben moment erklärt neben meinem linken ohr eine nasse, flüsternde stimme: „ich bin ein tapfara ritta und ich bin gekommt weil ich dich töten will!“

ich nicke ab und zu, gerade dann, wenn ich es für angebracht halte, reisse erschrocken die augen auf wenn die situation es erfordert und trinke meinen kaffee, während ich versuche, mit 9 kindern gleichzeitig augenkontakt zu halten. „anja, der m. ärgert uns!“ – gefühlte 30 kilo, sich zusammensetzend aus 3 kindern, treffen hart auf meiner wirbelsäule auf. von irgendwo hinten rechts her ertönt ein 6-stimmiges geschrei: „anja, bist du heute wieder der kitzelbauchjäger?.“ den augenkontakt gebe ich auf, meinen kaffee nicht.