Kind 1: guck ma, der bagger hat hunger.
der isst das ganze haus auf.
Kind 2: und wieso spukt der alles auf den boden?
Kind 3: bestimmt weil dem seine mama
scheisse gekocht hat.
Man fühlt sich einfach nicht mehr wohl, die ungezwungene atmosphäre ist irgendwie dahin, und auf einmal bemerkt man die löcher in der hauswand. der patchworkteppich hat seltsame flecken, und die decke – ja die decke ist im grunde auch viel zu weit oben. die einrichtung passt nicht zum lebensstil, der wandanstrich ist zu glatt, die stühle wackeln und das sofa quietscht erbarmungslos. die damals exklusiven lampenschirme wirken billig und verramscht, originelle stuckmotive an den wänden ziehen nur noch spinnen an und die schwungvolle trennwand wirkt einschüchternd und abweisend. man verliert sich in unpässlichkeiten, kleinigkeiten reiben sich aneinander und aus mücken werden elefanten. das heer der mit
freu(n)den geleerten flaschen im keller wirkt längst nicht mehr beeindruckend, sondern fängt erbärmlich an zu müffeln und nervt im grunde nur noch tierisch. das licht verliert sich in schatten, die vorher geschätzte leichte brise, die jahrelang durch die undichten fenster schlüpfte, wird unter der grellen halogenlampe im hausflur zu einem wirbelnden hurricane – er wirbelt den staub auf, die mücken hin und her und dich lässt er frösteln.
es wurde mit freuden und in begleitung von gelächter und bunten stimmen gezimmert, das selbstentworfene kleine haus, das man nach monatelanger harter arbeit stolz sein eigen nennen durfte. stein auf stein, stein auf stein, das richtfest war
grandios. den sinn und zweck einen hauses hatte man ebenfals voll getroffen – man fühlte sich wohl, wollte bleiben, konnte sich zurückziehen, besucher und mitgebrachtes bier waren stets willkommen.
Wurde, durfte, hatte, fühlte, wollte, konnte, waren. Gestern. Vorgestern. Vor langer zeit. Das Gestern ist vorbei, keine Chance es zurückzuholen. Stumm betrachtet man den Verfall in seinem Kopf. Welten kollidieren.
Und irgendwann wird man lächelnd an den ort zurückkehren, zurück in sein schickes kleines geliebtes haus, das in den verschwimmenden erinnerungen seltsame grau-weisse farben angenommen hat. denn abreissen? nein, abreissen wird man es nicht. es kann immer mal passieren, dass man sich im laufe der jahre dorthin zurückverirrt, und froh ist über einen tapetenwechsel.
abreissen?
es werden schon genug häuser abgerissen. häuser aus einer anderen dimension, aus einer anderen zeit, häuser voller erinnerungen in schwarz-weiss.
Man füttert ein letztes mal die gelangweilten, wie bestellt-und-nicht-abgeholt-wirkenden elefanten in der küche und beobachtet mit ihnen für ein paar minuten den verrostungs-ablauf des haustürschlüssels in der wasserlache neben der waschmaschine.
Man geht. der sturm und ein alter, weiser mann stärken den rücken.
Und das haus wird zu einer baustelle, keine grosse, eher eine unscheinbare kleine baustelle ohne absperrgitter, ohne herumstehende arbeitsgeräte, ohne schlafende bauarbeiter und ohne hinweisschilder. doch das geübte auge sieht alles. und es weiss, es sollte verschwinden. rennen, bevor ihm ein ziegelstein auf den kopf fällt. ein ziegelstein von hoch oben, geprägt mit dem muster vom verfall der zeit.